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Medusa

Medusa ist eine Sagengestalt der griechischen Mythologie und gehörte zu den drei Gorgonen, die Töchter der Meeresgottheiten Keto und Phorkys waren. Ihre beiden Schwestern waren Stheno und Euryale. Alle drei Gorgonen sind nach dem altgriechischen Mythos Schreckgestalten, wie ihr Name nahelegt: Gorgone bedeutet „schrecklich“ (abgeleitet vom altgriechischen γοργώς [gorgṓs]). Sie trugen Schlangenhaare und verwandelten Menschen, die sie anblickten, zu Stein.

Steckbrief

Steckbrief: Medusa
Art Gorgone
Geschlecht Weiblich
Eltern die Meeresgötter Phorkys und seine Schwester Keto
Geschwister Stheno und Euryale
Kinder Pegasus und Chrysaor
Besondere Merkmale Schlangenhaare, steinerner Blick

Wer war Medusa?

Medusa war die einzige sterbliche der drei Gorgonen, was ihr zum Verhängnis wurde: Der Halbgott Perseus, Sohn von Zeus und Danaë, enthauptete sie, brachte ihren Kopf der Göttin Athene und ließ mit seiner Hilfe Widersacher auf seinem Weg zu Stein erstarren. Die drei Gorgonen erhielten durch den antiken Dichter Hesiod ab 700 v. Chr. Beinamen: Stheno war die Mächtige, ihre Schwester Euryale eine Weitspringerin und schließlich Medusa die leidgeprüfte Königin. Dies weist auf ihr tragisches Schicksal hin. Sie soll aus dem Atlasgebirge stammen. Die etwas jüngere neugriechische Sagenwelt machte Medusa zu einer Schwester des griechischen Königs Alexander dem Großen. In dieser Beschreibung finden sich in ihr Wesenszüge der Medusa, der Sirene und der Skylla wieder. Alle drei Frauengestalten der griechischen Sagen konnten Männer betören und anschließend vernichten. Auch Medusa wurde anfangs eine sagenhafte Schönheit zugeschrieben. Die neuere griechische Sage lässt sie im Wasser leben, von wo aus sie Besatzungen vorbeifahrender Schiffe fragt, ob ihr Gatte Alexander der Große noch lebt. Wenn die Seefahrer dies verneinen, zieht sie ihr Schiff in den Abgrund. Schiffer sollen demnach antworten: „Alexander lebt, er herrscht als König!“ Medusa wurde von Poseidon wegen ihrer Schönheit vergewaltigt. Als die Göttin Athene das sah – die Vergewaltigung fand in ihrem Tempel statt –, verwandelte sie Medusa aus Zorn in ein hässliches Ungetüm mit Schlangenhaaren, glühenden Augen und langer Zunge.

Kopf der Medusa - Gemalt von Peter Paul Rubens
Kopf der Medusa - Gemalt von Peter Paul Rubens

Medusas Vergewaltigung durch Poseidon?

Medusa lebte mit ihren beiden Schwestern Stheno und Euryale jenseits des großen Ozeans am Rand der Welt. Der griechische Dichter Ovid greift in seinen Metamorphosen ihr Schicksal auf. Er beschreibt sie als berückend schöne Jungfrau, welche die Aufmerksamkeit des Meeresgottes Poseidon erregte. Er näherte sich ihr im Tempel der Göttin Athene (römisch: Minerva, zuständig für Strategie und Weisheit, Kampf, Kunst und Handwerk) und missbrauchte sie im Schrein der Göttin, die das Geschehen ansah und sehr zornig wurde. Ovid schildert die bis dahin bestehende Schönheit Medusas sehr beeindruckend: Ihre einstigen Reize seien so groß gewesen, dass um ihre Liebe eine Schar neidvoller Liebhaber buhlte. Jeder von ihnen schwor, nie zuvor bewegendere Züge in einem schöneren Gesicht gesehen zu haben, so der altgriechische Dichter, bei dem vor allem das Haar hervorstach:1

Obsiegend in Schönheit
War der beneidete Wunsch zahlreicher Bewerber Medusa;
Aber es fiel kein Theil an der ganzen Gestalt in das Auge
Mehr, wie das Haar. So hört' ich von manchen, die selbst es gesehen.

Diese Schönheit raubte Poseidon („Fürst des Meeres“) den Verstand, er brachte Medusa in seine Gewalt.

Diese entehrte der Fürst des Meeres, wie es heißt, in Minerva's
Tempel. Von hinnen gewandt hielt Jupiters Tochter die Aegis
Vor ihr keusches Gesicht, und damit nicht fehlte die Strafe,
Ließ sie der Gorgo Haar sich wandeln in scheußliche Hydern.

Die Vergewaltigung wird nicht in jeder griechischen Sagendarstellung explizit beschrieben. Es gibt auch Schreiber, die nur von dem intimen Kontakt zwischen Poseidon und Medusa berichten, was die Frage unbeantwortet lässt, ob er sie wirklich vergewaltigte oder sie sich ihm freiwillig hingab. Wenn Letzteres geschehen wäre, würde dies den übergroßen Zorn Athenes erklären. So schreibt Hesiod dazu:

Kannten die zwo: mit der einen verband sich der Finstergelockte [Anmerkung: Poseidon ist hier gemeint],
Auf sanftgrasiger Wies', in des Frühlinges Blumengewimmel.

Wie dem auch sei, in den Erzählungen in denen Medusa nicht von Anfang an ein schreckliches Monster war, spielt nun Athene eine wichtige Rolle. Diese ist nämlich von der Schändung in ihrem Tempel alles andere als erfreut und verwandelt die schöne Medusa nun zu dem, wie man sie heute noch kennt - einem Ungeheuer mit Schlangenhaaren, langen Schweinshauern, Schuppenpanzer, bronzenen Armen, glühenden Augen und heraushängender Zunge. Und als wäre das nicht schon Strafe genug, lässt sie jeden zu Stein erstarren, der sie ansieht. Geht man von einer Vergewaltigung der Medusa aus, ist die Strafe der Athene noch einmal deutlich brutaler und tragischer: Das eigentliche Opfer wird auch noch bestraft und das ausgerechnet von der Göttin, die sie davor auch noch gehuldigt hat!

Buchtipp: Mythen der Antike: Perseus und Medusa

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Perseus Kampf gegen Medusa

Perseus wurde von Zeus mit einem Goldregen gezeugt, den Danaë empfing. Da ein Orakel dem Vater von Danaë weissagte, dass ihn sein Enkel töten werde, setzte er das Kind und seine Mutter Danaë in einer Kiste auf dem Meer aus. Beide wurden vom Fischer Diktys auf der Insel Seriphus gerettet, zogen aber in der Folge Neid und Begehren auf sich. Der Bruder von Diktys namens Polydektes war König der Insel Seriphos, wo Danaë und Perseus nach ihrer Rettung nun lebten.

Polydektes begehrte Danaë und wollte Perseus loswerden, um sich dessen Mutter zu nähern. Daher beauftragte er den Heroen, ihm Medusas Haupt zu bringen, wobei er davon ausging, dass Perseus diese Tat nicht vollbringen konnte, sondern beim Anblick Medusas zu Stein erstarren würde.

Die Götter unterstützten aber Perseus, der ja immerhin Sohn des Göttervaters Zeus war. Hades, der Gott der Unterwelt, gab ihm eine Tarnkappe, der Götterbote Hermes gab ihm geflügelte Sandalen, die Göttin Athene gab ihm einen reflektierenden Bronzeschild und Hephaistos (Gott des Feuers und der Schmiedekunst) gab ihm ein Schwert.

Perseus wird von den Nymphen mit den Waffen der Götter ausgestattet: Die geflügelten Schuh von Hermes hat er schon an, das Schwert des Hephaistos wird im gereicht, die Kappe von Hades wird im aufgesetzt und rechts an ihn gelehnt ist das Schild von Athene.
Perseus wird von den Nymphen mit den Waffen der Götter ausgestattet: Die geflügelten Schuh von Hermes hat er schon an, das Schwert des Hephaistos wird im gereicht, die Kappe von Hades wird im aufgesetzt und rechts an ihn gelehnt ist das Schild von Athene. - Bild von Walter Crane

Damit ausgestattet suchte Perseus die Gorgone Medusa auf, wurde von ihr wegen seiner Tarnkappe nicht bemerkt, blickte sie nicht an, sondern nutzte ihr Spiegelbild im Bronzeschild und enthauptete sie.

Perseus mit dem abgetrennten Kopf der Medusa
Perseus mit dem abgetrennten Kopf der Medusa

Dann musste er vor Medusas Schwestern fliehen, denn diese hätte er nicht töten können: Sie waren nach wie vor unsterblich. Dem enthaupteten Körper von Medusa entsprang Pegasos (Pegasus), das bekannte geflügelte Pferd, sowie der Riese Chrysaor. Perseus floh mit dem Haupt der Medusa nach Äthiopien. Dort rettete und heiratete er Andromeda, Tochter von Kassiopeia und Kepheus, dem äthiopischen Königspaar. Zu seinen Widersachern gehörte unter anderem der Titan Atlas, der zu jener Zeit noch den Himmel stützen musste. Ihn verwandelte Perseus mit dem Medusenhaupt zu Stein, woraus das Atlasgebirge entstand.

Auf seinen Weg zurück soll Perseus durch das Herabtropfen des Blutes aus dem Kopf der Medusa auch das Fabelwesen Amphisbaena entstehen haben lassen. Damit wäre Medusa nicht nur die Mutter von Pegasos und Chrysaor, sondern auch von der zweiköpfigen, meistens geflügelten Schlange oder als Drache geschilderte, Amphisbaena. Entstanden soll Amphisbaena in der Libysche Wüste sein, wo sie Cato’s Armee mit anderen Schlangen trafen. Angeblich soll Amphisbaena sich von den zurückgelassenen Leichen ernährt haben. Der römische Historiker und Schriftsteller Gaius Plinius Secundus (Plinius der Ältere) schreibt in seiner Enzyklopädie Naturalis historia (auch Historia naturalis, deutsch „Naturforschung“ oder Naturgeschichte), dass die Amphisbaena zwei Köpfe hat, da ein Mund zu klein wäre um all das ganze Gift auszustoßen (Buch 8, Kapitel 35). Er selbst referenziert dabei auf Lucan, B. ix. 1. 719 ohne aber zu klären, dass tatsächlich die Amphisbaena von Medusa abstammen würde.2

Entstand die Amphisbaena aus dem Blut der Medusa? Das ist nicht geklärt, der böhmische Zeichner Wenzel Hollar wollte in seiner Darstellung mit diesem Wesen auf jeden Fall die gegensätzlichen Kräfte in der englischen Gesellschaft darstellen.
Entstand die Amphisbaena aus dem Blut der Medusa? Das ist nicht geklärt, der böhmische Zeichner Wenzel Hollar wollte in seiner Darstellung mit diesem Wesen auf jeden Fall die gegensätzlichen Kräfte in der englischen Gesellschaft darstellen.

Am Ende gab Perseus den Kopf der Medusa aber an Athene zurück. Dieses befestigte ihn als besonderen Schutz auf ihren Schild. So bekam das abgeschlagene Haupt die Bezeichnung Gorgoneion (Gorgonenhaupt oder Medusenhaupt), das im Laufe der Geschichte zahlreiche Waffen aller Art schmückte. Darüber hinaus schenkte sie das Blut der Medusa dem Asklepios und dem Erichthonios. Bei der Enthauptung der Medusa traten aus den klaffenden Adern nämlich zwei Flüssigkeiten aus. Aus der linken Vene floss ein starkes Gift, das sofort jeden töten kann, aus der rechten dagegen ein wundersames Heilmittel, das genau das Gegenteil bewirkt: Tote werden damit wieder zu Leben erweckt. Insbesondere Asklepios (der spätere Gott der Heilkunde und Medizin) wurde durch das wundersame Heilmittel berühmt. Das Blut der Medusa ermöglichte ihn tote Menschen wieder zum Erleben zu erwecken. Doch auch dieses scheinbare Geschenk von Athene wurde Asklepios am Ende zu Verhängnis. Hades, der Gott der Unterwelt, sah damit das Gleichgewicht des Lebens und das Verhältnis zwischen Götter und Menschen bedroht und sorgte so dafür, dass Zeus Asklepios tötete.

Gewusst? Nicht nur den Auferstehungstrank wird im Zusammenhang mit Medusa genannt, sondern auch die Doppelflöte (Aulos) und die Koralle. Die Doppelflöte soll nach Pindar allerdings eine Erfindung der Athene sein. Athene erfand diese nach der Enthauptung der Medusa, um mit ihr eine bestimmte Melodie nachzuspielen, die den Klagegesang der noch lebenden Gorgonen imitieren sollte. Nachdem sie allerdings bemerkte, dass beim Hineinblasen sich ihre Gesichtszüge entstellen, soll sie die Flöte weggeworfen haben. Gefunden hat sie der unglückliche Satyr Marsyas, da dieser damit den Gott Apollon herausforderte, was ihm am Ende zum Verhängnis wurde.

Ovid beschreibt hingegen in seinen „Metamorphosen“ die Geburt der Koralle im Roten Meer aus dem Blut der Medusa. Nachdem Perseus die gefangene Königstochter Andromeda vor dem Seeungeheuer befreit hatte, legte er das Haupt der Medusa auf ein Bett von Seepflanzen. Diese verwandelten sich nach der Berührung mit dem Blut der Medusa in Korallen:

Aber der Held schöpft Wasser und wäscht sich die siegenden Hände.
Und daß nicht in dem Sande das Schlangengesicht er versehre,
Deckt er den Boden mit Laub, und im Meere gewachsene Stengel
Streut er und legt darauf das Haupt der Phorcide Medusa.
Sieh, das Gewächs, noch frisch und belebt von saugendem Marke,
Litt von dem Ungethüm und erstarrte von seiner Berührung
Und nahm auf in Gezweig und Laub fremdartige Härte.
Aber die Nymphen des Meeres versuchen die Wundererscheinung
Auch an andrem Gesträuch und freuen sich des gleichen Erfolges,
Streu'n auch Samen davon in die Flut zu öfteren Malen.
Jetzt noch immer verbleibt dieselbe Natur den Korallen,
Daß an berührender Luft sie Härte gewinnen, und was erst
Strauch war unten im Meer, zu Stein wird über dem Meere.

Darstellungen der Medusa

Die bekannteste Darstellung ist das abgeschlagene Haupt der Medusa mit Schlangenhaaren und heraushängender Zunge. Auf sehr alten schwarzen griechischen Vasen werden alle drei Gorgonen mit verzerrten Gesichtern, riesigen Mündern und spitzen Zähnen dargestellt. Sie haben Flügel, Schlangen wachsen ihnen vom Kopf und anderen Körperteilen wie den Schultern. Das Gorgonenhaupt (Gorgoneion) erscheint seit der Renaissance auf Schutzschilden, Grabsteinen, Amuletten, Gebäuden und Gefäßen, es soll seine abschreckende und damit schützende Wirkung entfalten.

Gewusst? Auf spanisch bedeutet „medusa“ übrigens „Qualle“. Wenn am Strand also die rote Flagge (oder teilweise auch eine weiß-blaue Flagge wo zwei Quallen direkt erkennbar sind) gehisst wurde, dann kann das bedeuten, dass eine Medusa gerade ihr Unwesen im Wasser treibt. Doch nicht nur in der spanischen Sprache steht Medusa für Qualle. Auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch werden Quallen auch als Meduse oder Medusa (Pl. Medusen; Medusae) bezeichnet. Wie das Schlangenhaar der Medusa aus der griechischen Mythologie bewegen sich bei der Qualle die Tentakel wie Schlangen um das Haupt.

So bleibt auch bis in die Gegenwart die Medusa eine mythologische Figur die fasziniert und abstoßt zugleich. Man findet sie deshalb auch heute noch in den verschiedensten Formen und Darstellungen abgebildet. Wusstest du beispielsweise, dass auf der Flagge Siziliens der Kopf der Medusa innerhalb einer Triskele (ein Symbol in Form von drei radialsymmetrisch angeordneten Kreisbögen) dargestellt ist?

Der Kopf der Medusa auf der Flagge von Sizilien
Der Kopf der Medusa auf der Flagge von Sizilien

Medusa als Figur im Feminismus

Wie schon weiter oben geschrieben, war Medusa eigentlich eine bildschöne, fromme Frau. Die Transformation zum Monster geschah erst durch die Schändung des Poseidons und die anschließende Verwandlung und damit Verrat von Athene, jene Göttin, die sie eigentlich hätte schützen sollen.

Medusa als reines Opfer zu sehen, wäre aber genauso falsch, als das grauenhafte Monster, wie sie heute dargestellt wird. Zumindestens kam zu diesem Schluss die feministische Bewegung, die in Medusa viel mehr ein Symbol für Stärke und Widerstand gegen die Unterdrückung sah. Insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren, während der sogenannten zweiten Welle des Feminismus entdeckten die Beteiligten den Medusa-Mythos für sich. Im Mittelpunkt stand dabei die weibliche Autonomie, Medusa und ihre zwei Schwestern leben frei und unabhängig von den Männern ihr eigenes Leben. Ihre Schönheit, die sie in Gefahr durch das übergriffigen männlichen Verlangen brachte, ist sie ebenfalls los. Keine Bestrafung, sondern eine Befreiung von der dauerhaften Gefahr. Darüber hinaus können sie sich, unter anderem mit dem versteinernden Blick, verteidigen.

Man muss sich die Medusa nur genau ansehen, um sie zu erkennen. Und sie ist nicht tödlich. Sie ist schön und sie lacht.
Modernes Bildnis der Medusa - Streetart direkt in Athen im  Stadtviertel Plaka
Modernes Bildnis der Medusa - Streetart direkt in Athen im Stadtviertel Plaka

Als zentrales Werk im Kontext der Medusa im Feminismus gilt der Essay „Das Lachen der Medusa“ (Le Rire de la Méduse) der französische Schriftstellerin Hélène Cixous aus dem Jahr 1975. In diesem Werk fordert Cixous Frauen auf, sich durch Schreiben ihrer eigenen Geschichte und Erfahrungen zu ermächtigen. Sie prägte den Begriff „écriture féminine“, was sich auf eine spezielle, weibliche Schreibweise bezieht, die sich von den traditionellen, von Männern dominierten literarischen Normen löst. Cixous verwendet die Figur der Medusa, um das Konzept der weiblichen Bedrohlichkeit, die in der patriarchalischen Gesellschaft als monströs dargestellt wird, umzukehren und stattdessen als Zeichen weiblicher Stärke zu feiern.

"Mein Text war eine Aktualisierung der griechischen Mythologie. Es gibt kein besseres Beispiel, um die Stellung der Frau und den mörderischen Kampf der Männer gegen die Frauen zu beschreiben.“, sagte Cixous in einem DW-Interview.

Ist der Essay von Cixous vergleichsweise abstrakt und dreht sich im Kern um weitaus mehr als das Schicksal der Medusa, wird es bei der amerikanischen Dichterin Ann Stanford schon deutlich konkreter. In ihrer Medusa-Erzählung schildert sie die Vergewaltigung der Medusa aus der Ich-Perspektive. Anbei einen übersetzten Absatz aus dem englischen Original aus dem Jahr 1977:

Es ist keine große Sache für einen Gott. Für mich war es Zorn -
kein Einverständnis meinerseits, kein Werben, alles hart
rau wie ein Feldarbeiter. Es gefiel mir nicht.
Mein Haar kräuselte sich vor Wut, mein Geist war allein von Hass erfüllt.
Ich dachte an Rache, begann davon zu leben.
Mein Haar verwandelte sich in Schlangen, meine Augen sahen die Welt in Stein.

Quellen

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