Kythira
Man muss diese griechische Insel nicht auf den ersten Blick lieben. Wer nach dem etwas mehr als halbstündigem Flug von Athen auf dem Airport von Kythira landet oder mit der Fähre an der 130 Meter langen Mole des Hafens von Diakofti anlegt, der blickt zunächst auf graue und raue Hügel. Doch der ersten Enttäuschung weicht sehr schnell mehr als nur ein Hauch Begeisterung, denn unweit des Küstenstreifens der Halbinsel Peloponnes verzaubert Kythira die Besucher mit einem ganz besonderen Charme und einer Ursprünglichkeit, die nur noch wenigen touristischen Inseln Griechenlands zu eigen ist.
Der Geburtsort der Aphrodite?
Für so manchen Gast verbindet sich mit Kythira die "Liebesinsel", denn nur hier - und nicht auf Zypern - soll der griechischen Mythologie zufolge die Göttin Aphrodite dem Schaum des Meeres entstiegen sein. Aber wie es Märchen und Mythen nun mal gemeinsam haben: Niemand weiß, ob besagte Aphrodite tatsächlich auf Kythira zur legendären "Schaumgeborene" wurde. Immerhin behauptet dies der griechische Dichter Hesiod in seinem Werk über die Entstehung des Menschen und der Bedeutung der Musen.
Kythira sonnt sich gern im Glanz der Geschichte der Aphrodite, und die Historie der Insel führt zurück bis in die frühe helladische Periode. Darauf weisen Siedlungsspuren hin und auch darauf, dass dies ein wichtiger Umschlagplatz für Purpur war, einem wichtigen Textilfarbstoff der Antike, der bei Römern und Ägyptern gleichermaßen beliebt war. Kythira war aber auch von strategischer Bedeutung. Die Insel wurde von Sparta im Peloponnesischen Krieg umkämpft und später von den Arabern im 12. Jahrhundert erobert. Aus der Zeit der Byzantiner sind bis heute Zeugnisse - unter anderem im heutigen Dorf Paleochora - erhalten geblieben. Jahrhunderte später prägte die Baukunst der Venezianer das Bild der Insel. Als Napoleons Herrschaft endete, wurde Kythira im Jahr 1864 ein Teil des großen Nachbarn Griechenland.
Ein Airport zu Ehren des Onassis
Genau 29 Kilometer lang und 16 Kilometer breit ist die Insel vor der Haustür des Peloponnes. Die Hügel erheben sich bis in Höhen von dreihundert Metern über dem Meeresspiegel, und es waren immer mal wieder Erdbeben, die die Region Attika erschütterten. Die jüngste dieser Naturkatastrophen wurde im Jahr 2006 registriert. Fünfzig Dörfer verteilen sich zumeist im Innern der Insel, und wer auf das fast immer türkisblaue Mittelmeer blickt, der kann sich kaum vorstellen, dass sich westlich von Kythira die tiefste Stelle des Mittelmeers befindet - das Calypsotief mit mehr als fünftausend Metern. Seit dem Jahr 1971 verfügt Kythira über einen Flughafen. Auf dem Kythira Island National Airport, der auch unter dem Namen "Alexandros Aristotelous Onassis" geführt wird, landen fast ausschließlich inner-griechische Maschinen, die in Athen starten. Im Fährhafen von Diakofti gibt es eine regelmäßige Verbindung nach Antikythira. Also ist es recht einfach, zu diesem schönen Stück Griechenland zu gelangen.
Weit ab vom internationalen Tourismus
Urlauber auf Kythira werden umschmeichelt von den Düften des Thymian und der Salbei. Und dies vermischt sich dann mit der frischen Meeresbrise zu einem wunderbaren Cocktail. Es ist eine Insel ohne Verkehrsampeln, und die wären hier auch ziemlich überflüssig, denn Kythira gibt sich gelassen, abgeschieden und weit weg von den großen internationalen Straßen des Tourismus. Wer sich hier an einer der zahlreichen Buchten seinen ganz persönlichen Platz am Meer sichert, der genießt die Stille des Augenblicks und die romantischen Gefühle in einer vermeintlich heilen Welt.
Die Hauptstadt Kythira ist im Volksmund zumeist als "Hora" bekannt, erhebt sich auf einem Hügel und liegt im Süden der Insel. Von außen wirkt der Ort wie eine Befestigungsanlage aus den Zeiten, als hier die Venezianer die Geschicke der Einwohner lenkten. Sehenswert ist die stolze Burg. Das Kastell der Venezianer entstand bereits um das Jahr 1500 und bietet einen einzigartigen Rundumblick. Bei gutem Wetter sind von hier sogar die Berge Kretas auszumachen.
Den zentralen Platz von "Hora" umrahmen zahlreiche öffentliche Gebäude. Von historischer Bedeutung ist der Estavromenos Platz, denn dort wurde im Rahmen der Französischen Revolution dem Feudalsystem der Venezianer der Garaus gemacht. Der Hauch längst vergangener Zeiten durchweht auf Kythira auch die Gassen des romantischen Dorfes Mylopotamus. Das Grün der mächtigen Platanen beherrscht hier die Umgebung. Wer sich von diesem Dorf zum erfrischenden Wasserfall Fornissa aufmacht, passiert auf seinem Weg nicht weniger als 23 Wassermühlen. Übrigens: Die Mehrzahl der Dörfer auf Kythira befinden sich weit ab von den Küstenstreifen. Der Grund war einleuchtend, denn die früheren Bewohner mieden die Nähe zum Meer, um im Mittelalter vor den Angriffen der Piraten geschützt zu sein. Einer der schönsten Strände der Insel befinden sei bei Kaladi. Um die Buchten zu erreichen, müssen die Besucher allerdings 150 steinerne Stufen überwinden.
Wetter: Regenarme Sommer, ungemütliche Winter
Kythira erfreut sich seit jeher warmer und trockener Sommer. Die höchsten Temperaturen werden jeweils im August erwartet, wenn das Thermometer schon mal die dreißig Gradgrenze passieren kann. Das meist beständige Klima des Mittelmeeres beschert dieser Region südlich des Peloponnes regenarme Sommer. Das ändert sich mit dem ausklingenden Herbst, wenn der Himmel schon mal alle Pforten öffnen kann. Aber an rund 250 Tagen im Jahr können die Besucher der Insel ihre Regenschirme getrost zu Hause lassen. Als beste Reisezeit empfehlen sich die Monate zwischen Mai und September. Zwischen November und März kann es dann allerdings auf Kythira ungemütlich werden. Dann fegt an manchen Tagen ein heftiger Sturm über die Insel der Aphrodite.