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Kairos

Kairos ist der Gott des richtigen Augenblicks. So stammt das Wort Kairos vom altgriechischen Καιρός Kairós, was auf Deutsch mit “das rechte Maß, die gute Gelegenheit” zu übersetzen ist. So wurde in der griechischen Mythologie mit Kairos der günstige Zeitpunkt als Gottheit personifiziert.

Aussehen

Doch wie sieht nun eine günstige Gelegenheit aus? Situationsbedingt kann sie die verschiedensten Formen annehmen, aber als Personifizierung? Die alten Griechen stellten sich Kairos als Jüngling mit Flügeln an Schultern und Fersen und einer besonderen Haarpracht vor. Der Kopf ist Kahl geschoren, nur an der Stirn prangt ein Haarschopf.

Kairos auf einem Fresko von Francesco Salviati
Kairos auf einem Fresko von Francesco Salviati im Audienzsaal des Palazzo Sacchetti in Rom, 1552/54

Vielleicht kann man sich jetzt schon vorstellen, was Kairos mit der Redewendung "Eine Gelegenheit beim Schopfe packen" zu tun hat.

Denn der Jüngling Kairos war mit seinen Flügeln sehr schnell unterwegs und konnte plötzlich vor einem Auftauchen. Die einzige Chance Kairos zu erwischen, war ein schneller Griff nach dem langen Haarschopf des Gottes. So konnte man die günstige Gelegenheit sprichwörtlich am Schopfe packen.

Einordnung in die griechische Mythologie

Im Vergleich zu den meist anderen griechischen Gottheiten, insbesondere den olympischen Göttern, spielt Kairos in der griechischen Mythologie eine nur sehr untergeordnete Rolle. Er tauchte zuerst bei Homer auf. So findet man in der Ilias das Adverb “kairios”, das die Stelle beschreibt, wo die Lanze tödlich ist. Kairos bestimmte damit bei den Griechen häufig über Leben und Tod.

Auch in Hesiods Lehrgedicht “Werke und Tage” findet man Kairos wieder.

Kairos vs. Chronos

Kairos ist der Gegenpart zum griechischen Gott Chronos. Während Kairos für den flüchtigen, rechten Zeitpunkt steht, verkörpert Chronos den langen Zeitabschnitt. Chronos ist damit die Personifizierung der Zeit und versinnbildlicht den Ablauf der Zeit und auch die Lebenszeit. Er spielt damit eine deutliche größere Rolle in der griechischen Mythologie als Kairos.

Kairos in der Rhetorik

Vom seinen Wesen her spielt Kairos eine wichtige Rolle in der Rhetorik. Dabei versteht man unter Kairos in der Rhetorik die Strategie bei einer Argumentation die richtige Zeit und auch den richtigen Ort zu wählen. Kairos wurde dabei von den beiden wichtigsten Denkschulen auf dem Gebiet der Rhetorik verwendet.

So stand Kairos unter anderem bei den Sophisten im Mittelpunkt die bei Rhetoren stets betonten, wie wichtig es sei, sich an veränderte oder auch zufällige Umstände anzupassen und diese auszunutzen. So schrieb der antike griechischer Rhetor Isokrates in seinem Werk “Panathenaikos”, dass gebildete Menschen jene seien, “die mit den Umständen, denen sie tagtäglich begegnen, gut zurechtkommen und ein Urteilsvermögen besitzen, das die sich bietenden Gelegenheiten richtig einschätzt und nur selten die zweckmäßige Vorgehensweise verfehlt.“

Auch Aristoteles war die große Bedeutung des Kairos bekannt und er nutzte Kairos in seinem Rhetrikschema. So war für Aristoteles Kairos der Kontext von Zeit um Raum, wenn der Beweis erbracht wird. Kairos steht neben den anderen kontextuellen Elementen der Rhetorik: Dem “Publikum” und der “Angemessenheit” (Prepon).

Auch in der heutigen Rhetorik spielt Kairos eine zentrale Rolle. So ist der Zweck von Kairos heutzutage vor allem in der Anwendung von Logos, Pathos und Ethos. Eine gute Auseinandersetzung zum Thema liefert Aaron Hess in “Critical-rhetorical ethnography: Rethinking the place and process of rhetoric” (2011).

Quellen und Verweise





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