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Tempel der Artemis in Ephesos

Wenn heutzutage vom Artemis-Tempel in Ephesos gesprochen wird, haben die meisten Menschen keine Vorstellung mehr von dessen einstiger kultureller Bedeutung. Ephesos war einst eine wohlhabende und ruhmreiche Stadt mit überregionaler Bedeutung. Im Römischen Reich war sie mit geschätzten 200.00 Einwohnern eine der größten Städte.

Der Artemis-Tempel ist auch als "Artemision" bekannt. Er war der griechischen Göttin Artemis geweiht. Diese war die Schutzpatronin von Ephesos. Zudem repräsentierte Artemis für die Griechen eine Schutzgöttin, die für Jungfräulichkeit, Fruchtbarkeit und Geburt, Frauen und Kinder, Wald und Mond Schutz bot.

Artemis Büste von Kephisodoto
Artemis Büste von Kephisodoto

Dem Ort, wo der Artemis-Tempel in Ephesos errichtet wurde, maßen die damals lebenden Menschen schon seit der späten Bronzezeit kultische Bedeutung zu. Das deuten Ausgrabungsergebnisse an. Nachgewiesen ist, dass erste Vorgänger des Artemis-Tempels schon seit dem zehnten Jahrhundert existierten. Es handelte sich zunächst um einfache Holzbauten.

Diese Kultbauten wurden mehrfach von Brandstiftungen, Überschwemmungen oder Erdbeben zerstört. Jedes Mal wurden sie wieder aufgebaut - noch prachtvoller als zuvor. In der Antike wurde der aus Marmor gebaute Artemis-Tempel von Ephesos als eines der sieben Weltwunder bekannt. Er war damals der größte Tempelbau aller Zeiten und verkörperte schon durch seine schiere Größe den damaligen Wohlstand der Stadt Ephesos.

Das erhöht an der Mittelmeerküste gelegene Tempel-Gelände, dessen Zentrum der monumentale Artemis-Tempel bildete, war 8.000 Quadratmeter groß. Ephesos wurde zu dieser Zeit zu einer der größten Städte Vorderasiens. Unter den Römern wurde Ephesos Hauptstadt einer römischen Provinz, die Asia genannt wurde. Doch weder Wohlstand noch Ruhm konnten den späteren Bedeutungsverlust der Stadt verhindern.

Was ist der Tempel der Artemis in Ephesos?

Der Artemis-Tempel in Ephesos repräsentierte in seiner Glanzzeit eine der bedeutendsten architektonischen Leistungen, die man zur damaligen Zeit bestaunen konnte. Der Prachtbau beeindruckte schon durch seine monumentale Bauweise.

Die 8.000 Quadratmeter große Anlage wirkte auf Seefahrer wie Landleute eindrucksvoll. Der in der Mitte aufragende Artemis-Tempel erinnerte wegen der Vielzahl an Säulen und der Konstruktion des Daches an die griechische Akropolis. Tatsächlich waren die griechischen Einflüsse in ganz Ephesos nicht zu übersehen.

Imaginäre Darstellung des Tempels in einem handkolorierten Stich von Martin Heemskerck aus dem 16. Jahrhundert
Imaginäre Darstellung des Tempels in einem handkolorierten Stich von Martin Heemskerck aus dem 16. Jahrhundert

Der Tempel der Artemis war schon damals ein touristischer Anziehungspunkt für Menschen aus verschiedene Ländern. Neben seiner imposanten baulichen Struktur lockte auch die prachtvolle Statue der Göttin Artemis viele tausend Besucher an. Sie wurde von den besten Handwerkern der Zeit aus Weinrebenholz geschnitzt und mit Edelsteinen, Gold und Silber reich verziert.

Die zwei Meter hohe Artemis-Statue bildete das Zentrum des 137 Meter langen, 69 Meter breiten und 18 Meter hohen Tempelbaus. Im Inneren fanden sich noch viele weitere Statuen der Artemis und verschiedener Amazonen, die zu dieser Zeit verherrlicht wurden. Der marmorne Tempel erlebte diverse Bauphasen von unterschiedlicher Länge. Da der Artemis-Tempel ständig weiter ausgebaut und verschönert wurde, wurde er vermutlich nie ganz fertiggestellt.

Dass dieser große Kult-Bau mit seinen 127 marmornen Säulen, die das schwere Marmordach trugen, von den Goten im Jahre 268 nach Christus dem Erdboden gleichgemacht wurde, wobei auch die darin beherbergte Artemis-Statue verschwand, ist dem Lauf der Geschichte und den politischen Umwälzungen der damaligen Zeit zu verdanken.

Wo stand der Artemis-Tempel?

Der Artemis-Tempel stand in der griechisch geprägten Mittelmeer-Hafenstadt Ephesos. Die Stadt lag damals an der Westküste einer Region, die heute zur Türkei gehört.

Ephesos galt damals als größte, wohlhabendste und bedeutendste Stadt in ganz Kleinasien. Obwohl der Artemis-Tempel ursprünglich in Küstennähe erbaut worden war, haben sich die Ruinen des Artemisions von Ephesos durch tektonische Ereignisse weiter ins Land verschoben. Sie liegen nun mehrere Kilometer landeinwärts. Dort wo Ephesos - auch als Ephesus geschrieben - einst lag, ist heute die türkische Stadt Selçuk zu finden.

Man findet die Ruinen von Ephesos heutzutage etwa 70 Kilometer südlich der türkischen Stadt Izmir. Die Blütezeit der Stadt wird auf 600 v. Chr. bis 400 n. Chr. datiert. Archäologische Funde lassen den Schluss zu, dass an derselben Stelle schon 1.000 Jahre früher Kultbauten gestanden haben. Doch im 7. nachchristlichen Jahrhundert schwanden Ruhm und Ansehen von Ephesos. Die Stadt erlitt einen gewaltigen Bedeutungsverlust. Von diesem erholte sie sich nicht mehr.

Zahlreiche Bewohner verließen die Stadt. Am Ende war Ephesos nur noch eine unbedeutende Ortschaft. Man ging seinen Geschäften innerhalb der Stadtmauern nach. Der einstige Reichtum der Stadt war Geschichte.

Wie sah der Tempel aus?

Anhand eines Modells des Artemis-Tempels in Istanbuls "Miniatürk-Parks" lässt sich erahnen, welche Bauleistung zum Bedeutungsgewinn und zum Ruhm dieses Gebäudes als siebtes Weltwunder beigetragen hat. Die nachfolgende Video-Animation lässt erahnen, welchen Anblick die Anlage, deren Zentrum der Artemis-Tempel von Ephesos bildete, in der Glanzzeit der Stadt geboten haben muss.

Vor diesem eindrucksvollen Monumentalbau entstanden diverse andere Tempelbauten, die allesamt kleiner waren. Sie fielen irgendwann der Zerstörung durch Brandstiftung, Überschwemmungen oder Kriege anheim. Die Vorgänger des Artemis-Tempels waren noch Holzbauten. Das siebte Weltwunder wurde hingegen komplett aus weißlichem Marmor errichtet.

Die Bauzeit von 120 Jahren deutet an, wie schwierig die Bedingungen durch spezifische Gelände-Eigenheiten und logistische Probleme waren. Allein der sumpfige Untergrund sorgte mehrfach für bauliche Verzögerungen wegen notwendiger Sicherungsmaßnahmen. Zudem mussten Rampen und Transporthilfen für die schweren Marmorsäulen gebaut werden. Mit Ochsenkarren konnte man die Marmorsäulen wegen des sumpfigen Geländes nicht zum Bauplatz transportieren.

Wer hat den Tempel erbaut?

Als einer der Bauherren des Artemis-Tempels in Ephesos gilt der wenig bekannte Tyrann Pythagoras (nicht zu verwechseln mit dem Erfinder des Satz von Pythagoras - Pythagoras von Samos). Verschiedene Architekten wie Chersiphron von Knossos, sein Sohn Metagenes sowie der damals bekannte Architekt Theodoros von Samos waren am Bau der ersten Versionen des Artemis-Tempels von Ephesos beteiligt. Auch wenn es damals eher kultische Holzbauten waren, stellte der sumpfige Untergrund Bauherren vor erhebliche Probleme.

Die Bauzeit wurde durch mindestens fünf bis sieben Neubauten sehr in die Länge gedehnt. Nach der Zerstörung der ersten Tempel durch Brandstiftung oder Überflutungen arbeiteten Cheirokrates oder Deinokrates als Architekten an der Neuerrichtung des Tempels. Es müssen in jedem Fall die fähigsten Männer ihrer Zeit gewesen sein, denn ein solches Projekt war für die damalige Zeit gigantisch.

Allein der Transport der schweren Marmorsäulen zum Bauplatz stellte die Bauherren vor gewaltige logistische Herausforderungen. Man musste eigens spezielle Vorrichtungen erfinden, um die Marmorsäulen vom Steinbruch zum Bauplatz zu verfrachten.

Wer und warum hat den Tempel zerstört?

Bereits die Vorgänger des Aretemis-Tempels wurden zerstört - teils durch Menschenhand, teils durch Naturkatastrophen. Der prächtigste der hölzernen Tempelbauten für die Göttin Artemis wurde von einem Mann namens Herostratos durch Brandstiftung vernichtet. Das Feuer am 21. Juli 356 v. Chr. muss gewaltig gewesen sein. Herostratos wollte anscheinend durch seine Freveltat berühmt werden.

Imaginäre Darstellung des Tempels in einem handkolorierten Stich von Martin Heemskerck aus dem 16. Jahrhundert
Imaginäre Darstellung des Tempels in einem handkolorierten Stich von Martin Heemskerck aus dem 16. Jahrhundert

Einer Legende zufolge soll Alexander der Große in dieser Nacht das Licht der Welt erblickt haben. Er finanzierte später die erneute Errichtung des Artemis-Tempels aus Marmor. Doch als 268 n. Chr. die Goten mit ihrem kriegerischen Zerstörungswerk begannen, war auch dieser Bau Geschichte. Mit einem Teil der herumliegenden Marmorsteine bauten sich Stadtbewohner neue Häuser.

Ich überdacht es kaum. Ich lief hinaus
Zum Licht der Berge, war allein mit dir,
Allmächtige Natur. Nun würd ich sein,
Ich würd erheben mich vom Staub der Zeit.
Ich, Herostrat von Ephesus genannt,
Ein armer Goldschmied, doch vom Ruhm gekrönt.
Und die Geschlechter, die der Schoß der Zeit
Zum Lichte , sie werden meinen Namen
Mit Ehrfurcht nennen, wenn durch die Äonen
Er strahlt dem Sirius gleich.


[...]

O wie das Feuer an den Wänden fraß,
Nach oben greifend, wie viel tausend Hände.
Wie brachen springend rings die hohen Platten.
Sie wellten sich, sie warfen aus die Namen,
Die dreingelassen. Ach, ich lachte dessen,
So kurz war eine Größe nur bemessen,
Die Flammen stiegen auf, sie einten sich
Am Sims zum Meere roter Lavaglut.
Sie rankten um die Säulen sich empor
In dem Akanthus nistend wie die Schlangen.
Sie schwollen hin zur Decke, aufgebläht.
Sie einten sich von allen Tempelwänden
Wie Aureolen liefen sie dir zu,
O Wunder Wunder Göttin, da du standst
Im Meer von Lichte, da die Brüste schwollen,
Von jauchzend, da dein Bauch zerriß,
Und ließ den warmen Strom der Gluten ein
Und da du hinsankst, tönend wie die Leier,
Im Glanz der Liebe hehr und ewig groß.
»Feuer. Feuer, der Göttin Tempel brennt.
Feuer. Feuer. Wacht auf.« Ich hört den Lärm,
Ich hört ihn wachsen, hört ihn nahe kommen.
Nun heißt es, stark sein. Und ich trat heraus,
Vom Feuer unversehrt, kaum daß mein Bart
Gekräuselt ward von einer leichten Lohe.
Ich trat heraus und sah, ein Gott, auf sie.
Auf diese Därme, diese Fleischerlungen.
Auf diese Zungen, diese langen Arme.
Auf diese armen Tiere, dieses Pack.
»Da ist er« schrien sie, »seht den Götterschänder.«
»Wer?« »Herostrat.« Da hört ich meinen Namen
Wie eine Woge brausen in dem Volk.
So weit berühmt, wie eine Flut nun wachsend.
Heut weiß es Ephesus' Million, und morgen
Schon weiß es Asia. Andern Tages schwillt
Durch Griechenland, durch Thrakien, Istrien,
Durch Skythenland und Parthien, Baktrien,
Durch Babylon, Arabien. Und der Nil
Hört meinen Namen an die Grüfte brausen.

[...]

Quelle: Der Wahnsinn des Herostrat (Georg Heym)

Der Artemis Tempel heute

Der Ort, wo der Artemis-Tempel einstmals stand, ist heute nur noch ein Trümmerfeld. Entdeckt wurde dieses 1869 von einem Archäologen namens J. T. Wood. Dieser führte im Auftrag des Britischen Museums in Ephesos Ausgrabungen durch. Fünf Jahre später grub Wood das "Magnesische Tor" aus; eines der drei Stadttore in der Stadtmauer von Ephesos.

Plan des Artemision von J. T. Wood 1877
Plan des Artemision von J. T. Wood 1877

Nur eine wiedererrichtete Säule erinnert heute noch an den zerstörten Monomentalbau. Im Ephesos-Museum im türkischen Selçuk können einige Artemis-Statuen bewundert werden. Es sind römische Repliken. Unter ihnen erlangte die viel-brüstige Statue der Artemis den größten Ruhm. Weitere Fundstücke aus Ephesos werden in Museen in Wien, London und Istanbul ausgestellt.

Quellen und Verweise

Weitere antike Bauwerke:



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