Heloten
Noch bevor die Sonne den Boden Spartas erwärmt, krümmen sich bereits Rücken über die Felder, schweigend, geduckt, voller Anspannung. Die Heloten, unfrei und unterworfen, bearbeiten die karge Erde, ernten Getreide und pressen Oliven – stets unter den Argusaugen ihrer spartanischen Herren. Jeder ihrer Schritte wird misstrauisch verfolgt, jedes Aufbegehren streng bestraft. Doch tief verborgen hinter den gesenkten Blicken glimmt die Hoffnung auf Befreiung, ein leiser, trotziger Funke, der Spartas Elite nächtelang wach hält. Willkommen in der verborgenen Welt der Heloten, deren Leid und Zorn unsichtbar im Schatten von Spartas Ruhm wachsen. Erfahre nachfolgend mehr über Spartas Bevölkerungsgruppe der Heloten.
Was waren die Heloten?
Im Klassensystem des antiken Spartas waren die Heloten am unteren Ende angesiedelt. Im Vergleich zu dem Periöken wurden den Heloten nur wenige Freiheiten gelassen. Die Spartiaten betrachteten die Volksgruppe der Heloten als Eigentum des Staates (sie galten damit als Gemeineigentum, aber kein Privateigentum). Der Umgang mit diesem Eigentum oblag der politischen Führung der Polis Sparta. Dies bedeutete, dass die Heloten über Jahrhunderte primär ein Leben als Leibeigene führten. Eine Chance auf den Erhalt von Bürgerrechten oder der autonomen Selbstverwaltung gab es für die Heloten praktisch nicht. Nur in Ausnahmefällen, durch den Erwerb von ganz viel Geld oder die ganz besondere Leistung im Kampf, konnten Bürgerrechte gewährt werden.

Wie lebten die Heloten?
Das Leben der Heloten war stark auf den Willen der Spartiaten zugeschnitten. Als Beweis für diese Aussage dient der Fakt, dass die Heloten nicht das Recht besaßen, sich an einem Wunschort niederzulassen oder in eine andere Region zu reisen. Die Männer und Frauen der Heloten waren insofern an einen bestimmten Ort gebunden und mussten dort für das Allgemeinwohl der Spartiaten und der Polis Sparta Arbeiten verrichten. Hierbei handelte es sich größtenteils um zwei Arten von Arbeiten. Dazu gehörten:
Landwirtschaftliche Tätigkeiten
Alle Tätigkeiten, die der Erwirtschaftung von Lebensmitteln dienten, lagen in den Händen der Heloten. Ein Leben als Landwirt war im Leben eines Spartiaten nicht vorgesehen. Die Heloten bewirtschafteten demnach Felder und versorgten Vieh, welches nicht in ihrem Besitz stand. Dementsprechend hoch waren die Abgaben und Steuern, die von den Spartiaten erhoben wurden. Die Heloten durften oftmals nur Lebensmittel behalten, die der Grundversorgung gegolten haben. Eine Möglichkeit, persönlichen Reichtum anzusparen, war nur in engen Grenzen vorhanden.
Hauswirtschaftliche Tätigkeiten
Arbeiten auf den Feldern, Weiden und Ställen waren nur einige der Bereiche, in denen Heloten körperliche Arbeiten für den Staat Sparta verrichten mussten. In den Haushalten waren die Spartiaten ebenfalls auf Hilfe angewiesen. Die Frauen waren viele Monate des Jahres alleine für die Haushaltsführung verantwortlich, in denen die Männer mit den anderen Mitgliedern ihrer Truppe zusammenlebten. Die Heloten schlossen die entstandene Lücke und ermöglichten den Spartiaten auf diese Weise, ihre Lebensweise überhaupt aufrechterhalten zu können. In den Haushalten arbeiteten auch helotische Frauen, die ebenfalls als Eigentum der Polis Sparta galten.
Welche Rechte hatten die Heloten?
Die Freiheit der Heloten war bis auf wenige Ausnahmen stark eingeschränkt. Von dem Erhalt von Bürgerrechten waren Heloten grundsätzlich ausgeschlossen. Rechtlich betrachtet stellten die Heloten das Eigentum Spartas dar. Die bewirtschafteten Landflächen gehörten somit nicht den Heloten, sondern waren im Besitz eines Spartiaten oder Periöken. Zwei Ausnahmen, die für das Volk der Heloten galten, waren:
Eheschließungen
Den Heloten stand es frei, Partnerschaften einzugehen und Familien zu gründen. Diese Freiheit beruhte auf der Tatsache, dass die Spartiaten einen konstanten Nachschub an Arbeitskräften sicherstellen wollten.
Freikauf
Um ihre Freiheit zu erhalten, bestand die Möglichkeit, sich aus der Zwangsarbeit freizukaufen. Aufgrund der kaum vorhandenen Verdienstmöglichkeiten war die Anzahl an Heloten, die von diesem Angebot Gebrauch machen konnten, entsprechend eingeschränkt. Als zweite Option bot es sich an, sich durch den Kriegsdienst die Freiheit zu verdienen. Ein Mitspracherecht auf den Verzicht des Militärdienstes besaßen die Heloten jedoch nicht.
Was ist der Unterschied zwischen den lakonischen und messenischen Heloten?
In der Blütezeit Spartas stand der spartanischen Bevölkerung von 5.000 Personen fast 175.000 Heloten gegenüber. Diese Überlegenheit der Bevölkerungsanzahl führte dazu, dass die Spartiaten im Umgang mit den Heloten teilweise stark auf Einschüchterung und Unterdrückung setzen. Innerhalb dieser Vorgehensweise gab es allerdings Unterschiede festzustellen. Das bekannteste Beispiel liefert die Behandlung von lakonischen und messenischen Heloten. Die generelle unterschiedliche Bezeichnung stammt von der Herkunft der Heloten ab.
Lakonische Heloten
Die lakonischen Heloten stammen von der vordorischen Bevölkerung Lakoniens ab. Sie wurden bereits sehr früh unterworfen und die Integration verlief vergleichsweise friedlich ab. Sie befolgten die Regeln und Gesetze der Spartiaten größtenteils, ohne Widerstand zu leisten. Im Gegenzug erhielt diese Gruppe Sonderrechte, wie die ausbleibenden Kontrollen während der Erntezeit. Hielten sich die lakonischen Heloten an die Zielvorgaben, sahen die Spartiaten keinen Grund für ein strengeres Vorgehen.
Messenische Heloten
Die messenische heloten hingegen wurden erst später in die Gesellschaftsstrukturs Spartas eingeführt und dies auch erst nach mehreren langen Kriegen (den sogenannten messenischen Kriegen). Dazu gehörte neben dem 1. Und 2. messenischen Krieg auch der sogenannte Helotenaufstand – dazu im nächsten Kapitel mehr. Im Zuge dieser Erfahrung verschärfte sich der Umgang mit dieser Gruppe der Heloten. Messenien ist vor allem durch Nestor, den mythischen König von Pylos, bekannt und befindet sich direkt am Messenischen Golf. Das im Osten gelegenen Taygetos-Gebirge bildet die Grenze zum Evrotas-Tal in dem die Stadt Sparta liegt.

Was war der Helotenaufstand?
Im Jahr 464 v. Chr. ereignete sich in Sparta ein ungewöhnlich verheerendes Erdbeben. Historischen Dokumenten und Forschungen zufolge verstarben zum damaligen Zeitpunkt bis zu 20.000 Menschen. Diese hohe Anzahl an Verlusten führte im Nachgang innerhalb der spartanischen Gesellschaft zu chaotischen Zuständen, die eine Neuordnung erforderlich machten. Bevor die Spartiaten in der Lage waren, ihre Truppen neu zu organisieren, begangen die Heloten mit einem Aufstand gegen Sparta, um sich aus der zwangsweise auferlegten Leibeigenschaft zu befreien.
Im Rahmen des Aufstands errichteten die Heloten auf dem Berg Ithomi sogar eine eigene Festung, die in Zusammenarbeit mit Mitgliedern anderer Volksgruppen entstand, die sich dem Aufstand angeschlossen hatten. Sparta sicherte sich innerhalb der Auseinandersetzung Hilfe aus Athen, um einer Niederlage zu entgehen. Der zu dieser Zeit Sparta freundliche gesinnte Kimon unterstützte die Spartiaten und kam mit einem Kontingent Hopliten zur Hilfe. Allerdings hatte sich die Lage inzwischen schon wieder zu Gunsten der Spartiaten verbessert, sodass man sich aus Angst vor zu viel Einmischung aus Athen dazu entschloss, die ursprünglichen Retter wieder nach Hause zu schicken. Dies wurde von Athen als Affront gewertet und sollte die zukünftige Beziehung zwischen den beiden weiter belasten.
Und auch wenn der Helotenaufstand niedergeschlagen werden konnte, war es doch ein traumatisches Ereignis für die Spartiaten. Laut Plutarch war dies auch die Ursache für die Einführung der Krypteia und die anschließende schlechte Behandlung der Heloten.
Quellen und Verweise
- Baltrusch, E. (2024). Sparta: Geschichte, Gesellschaft, Kultur (Vol. 2083). CH Beck.
- Clauss, M. (1983). Sparta: eine Einführung in seine Geschichte und Zivilisation.